hausacher stadtschreiber-tagebuch (1) – re: m. eustacchio

Der Vizebürgermeister meiner Heimatstadt Graz hielt kürzlich auf einem Kongress von ca. »Verteidigern Europas« eine Rede, in der es um die ca. »Vermehrungsraten« von ca. »Angehörigen fremder Kulturen« ging, und immer genau so weiter und weiter, wie man sich’s denken kann, dass man es eigentlich für unvorstellbar halten würde, wenn man’s nicht besser wüsste . . . Der Mann wird Vizebürgermeister der immerhin zweitgrößten Stadt Österreichs verlässlich bleiben; es reichte hin, ein Statement rauszugeben, es hätte ihn diese oder jene rechtsradikale Internetseite falsch zitiert (die zu verklagen er gleichwohl verzichtet); er ist keine Ausnahmeerscheinung; er ist Mainstream, nicht nur in Österreich, und dass sowas wie er Mainstream ist, das ist mit ziemlicher Plötzlichkeit gekommen.

Als handelsüblicher deutschsprachiger Textemacher durfte man ja die letzten zwanzig-dreißig-fuffzig Jahre, wofern man nicht gerade für die besonders hässlichen unter den Springerblättern arbeitete (oder, in Österreich, für die Kronenzeitung), immer auch den Stolz vor sich hertragen, zu den Vorwärtsverteidigern des antifaschistischen Grundkonsenses der Nachkriegsgesellschaft zu gehören: War es nicht klar Teil der Aufgabenstellung, all die fein ins Alltägliche eingesponnenen Faschismen und Autoritarismen zu enttarnen, sie zu sammeln und gebührend zu vermerken? Auf dass man »den Anfängen wehre«? (Als ginge es um liebliche Schmetterlinge, um außer-alltägliche Beinahfabelwesen, und nicht um die sprachlichen und gedanklichen und mentalitätsmäßigen Restmassen eines unverwundenen Menschheitsverbrechens…)

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