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Uns liegen vor: „Tippgemeinschaft 2017“ (ein vierhundert Seiten starkes ca. Dünndruck-Paperback) und „Landpartie 17“ (siebeneinhalb geklammerte Hefte), und damit  die aktuellen Jahresanthologien der beiden Literaturinstitute in Leipzig respektive Hildesheim. Mit ihrer Hilfe vergewissere man sich der Richtigkeit seiner Vorurteile versuche man nun, so etwas wie Instituts-Programmatiken erkennbar zu bekommen, am besten schön komplementär oder sonstwie von augenscheinlich-aussagekräftiger Differenz.

Freilich würde es zu weit führen und den einzelnen vertretenen Texten gar zu großes Gewicht aufbürden, wenn wir anhand der beiden gegenständlichen Sammlungen unmittelbar literatursoziologische Überlegungen anstellen wollten, in denen es dann z. B. um die Implikationen sowie um Ursachen und Folgen jener Entwicklung gehen könnte, die das deutschsprachige belletristische Schreiben als Feld derzeit so durchmacht. Das Aufpoppen zumindest der Schreibinstitute von Hildesheim und Wien gehört ja untrennbar zu der erwähnten Entwicklung dazu, und auch das DLL, das es schon deutlich länger gibt, hieß vordem bekanntlich „Johannes R. Becher“ und war da, äh, anders orientiert als heute. Auch wäre sicherlich interessant, mal en Detail zu der Frage zu recherchieren, ob die Institute und Workshops, die Poetikdozenturen und Stipendienorts-Alumni-Zirkel, die der deutschsprachige Literaturbetrieb in den letzten fünfundzwanzig Jahren herausgebildet hat, einen funktions- und inhaltsgleichen Nachbau des amerikanischen Systems der  Kanonfortschreibung darstellt, oder ob dieses nur ähnlich aussieht wie jenes, aber durchaus anders funzt und andere Ergebnisse zeitigt. (Das hieße: Ob in statistisch signifikant anderen Textsorten, produziert durch Leute aus statistisch signifikant anderen Klassen und Schichten, erkennbar andere Topoi und Themen verhandelt werden, um dann statistisch signifikant anders verbreitet zu werden usw. usf.

Aber mehr als das öffentlich verhandelte Selbstverständnis der beiden Institute, oder zumindest ihrer Studierendenschaft, in Bezug auf diese Entwicklung werden wir aus „Landpartie“ und „Tippgemeinschaft“ fairerweise kaum herauslesen können, wenn überhaupt …

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