Und noch ein Take zu Dune II

Erscheinen auf KiG! am 24. April 2024

Der zweite Teil von Denis Villeneuves Verfilmung des Romans “Dune” von Frank Herbert (“Der Wüstenplanet”, deutsch von Ronald M. Hahn) ist in den Kinos. Eh schon eine Zeit lang. Die kanonischen Anekdoten zu Rezeptions- und Verfilmungsgeschichte von “Dune” und den fünf weiteren Bänden, aus denen der ursprüngliche Zyklus besteht, sie müssen hier nicht alle wiedergekäut werden, aber: vollständigkeitshalber: dies ist der vierte Anlauf, die Handlung der ’65 erschienenen SciFi-Parabel auf die Erdöl-Kolonialismen jener Jahre auf einen Bildschirm zu bekommen. Der erste, der von Alejandro Jodorowsky, scheiterte schon in der Präproduktion, aber scheiterte auf grandiose und für Hollywood fruchtbare Weise (sowohl “Alien” als auch “Star Wars” verdanken sich arguably in ihrer jetzigen Gestalt jenem Impuls). Der zweite war das bekannt glücklose David-Lynch-Vehikel, auf dessen Höhepunkt es Sting in seiner goldenen Unterhose zu bestaunen gab. Das dritte war eine erzdumpfe, aber buchstabengetreue ca. deutsch-kanadische Fernsehserie auf Grundlage von “Dune”, “Dune Messiah” und “Children of Dune”, über die mehr nicht zu sagen ist, als dass es sie eben gab. Und jetzt also Villeneuve. Band eins der Reihe hat er in zwei fetten Filmen durchmessen, und schickt sich anscheinend an, weiterzumachen. Eine Serie von drei, vier, fünf Filmen zeichnet sich ab, die …

[SPOILER, ihr kindischen Lollies!]

… entweder an dem Punkt endet, wo der aufgeklärt-despotische SciFi-Erdölmetapher-Kolonialherr (oder, je nach Lesart, der SciFi-Petrostaats-Hitler) sich buchstäblich in einen SciFi-Erdölmetapher-Lindwurm verwandelt, seine Menschlichkeit verliert und dabei sich und seinen Untergebenen erfolgreich einredet, dieses geschehe in Erfüllung eines höheren Plans, den eben nur der Führer sehe; oder mit der Geschichte davon, wie der galaktische Polizeistaat dieses Herrn Wurm von innen her nicht auszuhebeln sei.

Will andeuten: eine Wirklichkeit, der gerade diese filmischenMetaphern angemessen sind, erweist sich insofern als indiskutabel, unzivilisiert, obszön. Tatsächlich ist der Film, zu unserem großen Unglück, der Welt angemessen, in der wir leben – ist ihr angemessen, und wird zugleich der Romanvorlage gerecht, sowohl was die bloße Bildwelt betrifft, als auch in Hinblick auf die filmisch schwer lösbare Erzählvorgabe, in einem dicken, fett aufgetragenen Heldenepos davon zu handeln, dass sowohl die Helden als auch ihre Epen doof, glücks- und menschenfeindlich seien. So beginnt der Film z. B. mit dem Verbrennen eines Leichenbergs, den die “böse” Fraktion im kolonialen Machtkampf, Haus Harkonnen, angehäuft hat, und er endet mit einem fast identischen Leichenberg, den aber diesmal die “guten” Atreides- und Fremen-Truppen auf ihrem Siegeszug hinterließen. Dazwischen – in etwas, dass wir ein “bildgewaltiges Spektakel” nennen müssen, weil’s halt eins ist – werden uns zweierlei Faschismen im Widerstreit präsentiert.

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