Nicht beklagen dürfen wir uns angesichts von Christian Metz‚ umfangreicher Monographie „Poetisch denken“. Die Lyrik der Gegenwart“ über einen Mangel an Stringenz, Struktur und Materialfülle. In einem Eröffnungskapitel, vier erschöpfenden Fallstudien und einem knappen Outro nebst Apparat verfolgt Metz konzentriert das Projekt eines systematischen (oder sagen wir: theoriegeleiteten) Überblicks über Entwicklung und Gegenwart der derzeitigen deutschsprachigen Lyrik. Realgeschichte, Sozialgeschichte und Ästhetik werden zusammen gedacht. Dies wird dem*der interessierte*n Leser*in so übersichtlich und in so beruhigender, pointierter Folgerichtigkeit dargeboten, als würden wir dem BBC-Tierdoku-Onkel Sir David Attenborough zuhören.
Über die vier eingehenden Gedichtlektüren, die den Hauptteil des Buches ausmachen (je über eines von Monika Rinck, Jan Wagner, Ann Cotten, Steffen Popp), kann an dieser Stelle nicht gerechterweise gehandelt werden. Metz nimmt seine Vorgaben ernst, liest genau, verknüpft über das ganze Buch hin; über manche Details seiner Einschätzung mag man je anderer Meinung sein, aber das gehört dazu. Sie sind, was sie sein sollen, und lesenswert genug, um den Band um ihretwillen zu empfehlen.
Schwierig dagegen ist ein formaler Aspekt, der inhaltliche Eigendynamik gewinnt (was ja so ganz gut zu Metz‘ Gegenstand passt): Die …