Das Vorwort zur aktuellen BELLA schließt mit den Worten:
Weich soll der Umgang miteinander sein und der Text beweglich, damit er anschlussfähig bleibt. Damit wir anschlussfähig bleiben, kommt die BELLA mit ausgestreckter Hand, zum Aufnehmen und Aufgenommen werden. Schön, dass ihr uns eine Weile begleitet.
Auch, wenn man das mit der Anschlussfähigkeit und der Weichheit nicht so selbsterklärend findet wie offenbar die Verfasser*innen (und man zumindest die Wortwahl, wenn schon nicht den Inhalt, für ein Symptom von triumphaler Markt- und Netzwerklogik in der Textwelt hält, welches freilich den einzelnen Beteiligten nicht als etwas aktiv Betriebenes vorgeworfen werden kann/soll) – man darf sich doch versucht fühlen, ihnen zu antworten: Danke für die Einladung! Gerne!
Sichtlich hat die BELLA sich auf ein Format eingespielt, das die Abbildung einer Pluralität von korrespondierenden, dabei aber nicht kongruenten Positionen ermöglicht; will sagen: auf einen komfortablen Gesamtumfang mit nicht zu vielen oder wenigen einzelnen Beiträgen, und auf einen ebensolchen Modus der Zusammenstellung. Es ist diese Art von stabiler Fundierung im Organisatorischen, die wohl ermöglicht, „Herkommen und Hinwollen immer wieder neu [zu] erzähl[en]“, wie es im Vorwort ebenfalls heißt, und: „Diesmal könnte alles anders werden.“ Dies „anders“ heißt konkret, dass wir uns acht Einträgen gegenübersehen, von denen sich einige mit Standortbestimmungen auf dem Feld der Identitätspolitik beschäftigen oder dieses zumindest streifen (und unter denen keiner ist, der sich gegen die hiervon emanierenden Obertonreihen sichtlich sperren würde).
Entscheidend für die Ausgabe ist die Kollaboration von Annette Pehnt und Guido Graf, „Lehm und Regen. Über kollaboratives und politisches Schreiben“, die ganz am Schluss steht. Nicht sofort erschließt sich, ob die streng gegliederte Form die eines Axiomenkataloges, eines Manifests oder eines, äh, Theoriegedichts ist, und natürlich stellt solche Unschärfe den Sinn der Übung dar. Behandelt der manifeste Text vermittels zahlreicher und kenntnisreich gewählter Zitate so etwas wie ein präsentes Bewusstsein für die Historie literarischer Kollaborationen, verschiedener Wir-Bildungsstrategien im Textfeld; so stellt der Subtext jenes „Wir“ in Frage, das sich da bilden kann – also: Auch das eigene Subjekt eines Texts, der mit den Worten beginnt
Was wir zusammen machen, ist prekär.
Heißt: An zahlreichen Stellen, an denen es manifest um den soziologischen Ort eines Subjekts geht, das politisch wirksamer Rede mächtig sei (wie gesagt: „Moderne“ vs. „IdPol“), passiert entweder die Verschleierung eines grammatikalischen Subjekts – „Solidarität, die als Selbstzweifel … den Bewohnern demokratischer Staaten eingeimpft wurde“ (von wem?) – oder Entgrenzung zwischen Text und Leser qua rhetorischer Frage – „… warum halten wir (…) so vehement an der anderen Geschichte fest, die von Eigenem und Ursprünglichem erzählt, von (…) Schöpfung, Ziel und Anfang?“. Wir tun gut daran, hierin …