Erschienen in Tagebuch – Zeitschrift für Auseinandersetzung #9/2022
Georg Lukács unterscheidet das Epos vom Roman durch das unterschiedliche Verhältnis des Protagonisten zu seiner Welt: Im Roman stehe es zur Disposition, müsse erkämpft oder verhandelt werden. Der Romanheld nehme eine von der Natur abgetrennte Position ein, die erst mit dem bürgerlichen Zeitalter denkmöglich geworden sei. Im Epos dagegen sei das Verhältnis des Helden zur Welt unproblematisch. Der Gegenstand, von dem er erzählt, sei schon die Ganzheit, nd die Taten des Helden nur ein Teil davon. An diese Setzung schließt sich natürlich manches dialektische Weiterdenken an, wie wenn zum Beispiel Odysseus bei Adorno als früher Romanheld erscheint.
Wenn nun Thomas Antonics neues Buch United States of Absurdia oder Die Glorifizierung des goldenen Westens die Gattungsbezeichnung Epos im Untertitel führt, dann ist das in diesem Sinn entweder Etikettenschwindel, oder es ist ein solcher Fall von Weiterdenken. Denn (…)