Kein kulturpessimistisches Gejammer!

Schreibkraft

Wenn wir von den zunehmend ausprofessionalisierten Podcasts und Online-Content-Mühlen des ca. letzten Jahrzehnts sonst nichts gelernt haben: eine ordentliche  Infotainment-Textstrecke hat mit der plastischen Schilderung einer Figur anzufangen, an der das jeweilige Textthema für die Emphase greifbar wird, sich individualisiert und emotionalisiert (im Sinne der Hollywood-Dramaturgie sehen wir hier das „Want“, dem im weiteren Text, wenn er feuilletonistisch ist, das „Need“ entgegengestellt werden wird). In diesem Sinne könnte hier zum Beispiel stehen:

„Gelangweilt schlurfte der Autor zur Kaffeemaschine und schenkte sich ein – nicht zum ersten Mal an diesem Morgen. Er seufzte. So richtig wollte die Arbeit ihm nicht von der Hand gehen. Nicht die geringste Schwierigkeit für ihn war, dass er irgendwie das Gefühl hatte, ins Leere zu schreiben. Außer Kolleg:innen und Kulturbetriebsnotablen kannte er persönlich niemanden, der schon einmal freiwillig eines seiner Bücher gelesen hätte oder überhaupt ein Buch aus der ganzen Sphäre, der er sich zugehörig fühlte. Wie viel lustiger musste es sein, dachte er, im writer’s room einer Fernsehserie zu sitzen oder täglich nichtswürdigen Quargel für die Illustrierten rauszuhauen – da wäre er wenigstens im permanenten Austausch mit anderen und wüsste, für wen er schriebe. Andererseits hieße das, sich seinen Anspruch abzuschminken, dass er da anspruchsvolle Literatur produziere, im Dialog mit den Geistesgrößen der letzten paar tausend Jahre – und, schlimmer, es hieße, früh aufzustehen.“

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