Körper und Verflüssigung. Zu Mira M. Sickinger, FÜR EUCH VERGOSSEN

Erschienen auf poesiegalerie.at am 14. 07. 2024

Dem Untertitel nach handelt es sich bei den dreiundvierzig Gedichten (plus Vorrede) in Mira Magdalena Sickingers Lyrikdebüt FÜR EUCH VERGOSSEN um eine „POESOPHIE“ – also wohl etwas wie Spracharbeit, die genau zwischen den Stühlen der Philosophie als akademischem Fach und der zeitgenössischen Lyrik sitzt. (Oder werden wir dem Band gerechter, wenn wir den ersten Teil dieses Worts vom Griechischen her denken – was bedeuten würde, die Autorin mache die Philosophie, also: stelle sie überhaupt erst her? – Anyway!)

Die Texte haben eine Anzahl an Requisiten, Schauplätzen, Themen, Motiven gemeinsam, zuvorderst die verschiedenen Körperflüssigkeiten, die in den meisten von ihnen fließen. Dann ist da die als Motiv wiederholte und variierte Zusammenschau oder Gegenüberstellung von stets individuierten Körpern mit uniformiert-idealisierten Kollektiven, denen auch immer etwas vage Klösterliches anhaftet.

Spezifiziert oder elaboriert wird diese Gegenüberstellung in denjenigen der Gedichte, in denen eine wiederkehrende Romanze, angesiedelt ungefähr im Wien der Gegenwart, als Projektionsfläche für Figuren, Texte, Sachverhalte aus dem (nicht von Sickinger selbst) so genannten „westlichen Kanon“ dient – hier die Körper, da die jeweilige geistesgeschichtliche Referenz, vom Autor der Psalmen über Novalis zu Wittgenstein – und immer wieder Bachmann:

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