Gedichte · Droschl 2011 · ISBN 9783854207887
scheiß sozialer frieden. (…) / scheiß wellblechlandschaften. scheiß planspiele, scheiß autonome zonen. / scheiß tanz, und selbst scheiß schattenkühles flüstern dann. / scheiß angst vor der eigenen wut, scheiß wut auf die eigene angst. scheiß liebe zu beidem. scheiß wissen, worauf es bezogen sein könnte. / scheiße was wir geworden sind. scheiß kifferei und scheiß bier und scheiß schwangerschaften, scheiß stammtische-strammtische, selbst noch scheiß waldspaziergang. / scheiß moment, wenn die systemischen faktoren greifen, also scheiß träume mit urgroß- und mit vätern. scheiß alter, scheiß reifung, scheiß anschein des organischen hervortretens. / scheiß kunst.
“ (…) Mit diesen Gedichten ist Schmitzer ein Wurf gelungen – direkt, eigensinnig und ohne Angst davor, Position zu beziehen.“
– Christoph Hartner, Kronenzeitung 2011
“ (…) Der Grazer Lyriker und Erzähler Stefan Schmitzer kotzt sich hier noch einmal ordentlich über die Beschaffenheit von Kunst und Welt, Liebe und Geld aus. Der Autor weiß natürlich darum, wie abgegriffen die Pose des jungen Wilden, des rebellischen Dichters inzwischen ist. Entsprechend richtet sich der Spott hier auch immer wieder gegen den Spottenden selbst. Und der hat zum Glück noch mehr im Angebot: zärtliche Sehnsuchtsbilder etwa, oder eine tiefe Liebe zur Popmusik, die sich in die Struktur der Texte eingeschrieben hat. (…)“
– Sebastian Fasthuber, Falter 2011
“ (…) So oder so ist „scheiß sozialer frieden“ ein besonderer Band, der poetologisch gesehen allemal Anlass zum Affront gibt, weil er sich positioniert. Er positioniert sich gegen all jene, die keine Position beziehen, aber in seiner subjektiven Note ebenfalls gegen diejenigen, deren Lyrik Geltungsanspruch haben will. Es bleibt an Schmitzer, das noch zu verfeinern – aus den Augen verlieren sollte man ihn nicht.“
Kristoffer Patrick, FIXPOETRY 2011
“ Wer engagierte Lyrik macht, hat es nicht einfach; sind doch gerade die einladenden Pfade in die Köpfe des Publikums oft ausgetreten. Gesellschaftlicher und künstlerischer Anspruch scheinen sich da oft gegenseitig auszuschließen. Stefan Schmitzer hat das wohl erkannt; bei seinem aktuellen Gedichtband packt er dieses Problem schon im Titel an der Wurzel: „scheiß sozialer frieden“ – da wird gleich die Protesthaltung ausgepackt, genauso wie die gesunde Distanz zu ihr. Dem Politischen entkommt man zwar immer nur scheinbar, diese Ausflüge aber – ins Intime, in die Musik, in die ferne Zukunft – machen das Kraut erst fett. So sind Schmitzers Texte nicht nur bevölkert von der Bildzeitung, Wirtschaftstreibenden (a.k.a. „arschlöchern“) oder Brigitte Mohnhaupt, sondern auch z. B. von Miles Davis, den Dresden Dolls oder „will ficken. also richtig dringend“. In-der-Schlange-Stehen vor dem Konzert verfließt mit einem resignierten Blick auf Erste-Welt-Mentalität, auch Autobahnfahrten und Technomusik bieten Einfallschneisen in die gesamtgesellschaftliche Psyche. (…)“
– Bernhard Oberreither, Buchmagazin Literaturhaus Wien 2011
“ (…) scheiß sozialer frieden ist noch einmal vielschichtiger als Schmitzers viel gelobter Erstling moonlight on clichy. der Grazer Dichter, Jahrgang 1979, erweitert in seinem neuen Lyrikband sein Formenrepertoire, spielt öfter ins Assoziativ-Prosaische, lässt auch Privates anklingen. Das Ergebnis: Post-Punk-Beat-Lyrik, bei der die Post abgeht. (…)“
– Werner Schandor, schreibkraft