Márió Z. Nemes‘ Nachwort leistet einen knappen Überblick über den geschichtlichen Kontext der Gedichte, die Herausgeber*innen Orsolya Kalász und Peter Holland in ihrer deutschsprachigen Anthologie ungarischer Gegenwartslyrik versammeln: Die Texte stammen von Autor*innen mit Geburtsdatum ab 1980, die vor dem Hintergrund einer schwindenden Bedeutung der Gattung und zerbröselnder ideologischer Gewissheiten schreiben. Der programmatische Bogen ist aufgespannt zwischen einerseits (pseudo-)privaten „End-of-History-Schreibweisen“ mit oder ohne explizit postmodernem Theoriegehalt, und andererseits der Strömung einer „Neuen Ernsthaftigkeit“, die sich tendenziell gegen den ironischen Gestus wende, eine „Virulenz von Körperpoetiken“ aufweise und sich
immer mehr vom humanistischen Menschenbild und dem anthropozentrischen Subjekt entfernt. Anstelle eines anthropomorphen Naturbildes steht in den Texten (…) die Natur als Textgenerator im Mittelpunkt, die ihre Formlosigkeit (…) entfaltet.
Wir können, was Nemes über diese beiden Pole ungarischer Gegenwartsdichtung im Einzelnen schreibt, mit den jeweils von ihm referenzierten Einträgen in die Sammlung selbst einigermaßen zur Deckung bringen. Das steigert die Gewissheit, es werde an seiner Darstellung alles seine Richtigkeit haben, und so überlassen wir uns der Anthologie als einem, sozusagen, Zoobesuch unter fachkundiger Führung: Auf … [Weiterlesen auf Fixpoetry]