An Jan Skudlareks rororo-Sachbuch „Der Aufstieg des Mittelfingers“ gibt es insofern nichts zu bemäkeln, als es genau, wirklich aufs i-Tüpfelchen genau erfüllt, was Aufmachung, Titel und Untertitel verheißen: Wir halten ein zwar popularisierendes, aber doch kompetent kompiliertes Buch über „PC-culture“ in den Händen, das sich auch mit dem augenscheinlichen Erfolg beschäftigt, den „anti-PC“-„Populisten“ neuerdings überall in der sogenannten westlichen Welt haben. Es geht mithin darum, wie das Ding, das früher der öffentliche Diskurs war, sich ins Gehege des Scheinprivaten, „Persönlichen“ und damit tunlichst des Un-Abstrakten verpflanzt findet. Der Duktus lässt an ein zweihundert lockere Buchseiten füllendes Feuilleton denken, die einzelnen Beispiele und Fußnoten sind auf möglichste Tagesaktualität und offenbar auf ihre bruchlose Verknüpfbarkeit mit tatsächlich im Fernsehen oder in der ZEIT gerade zu verfolgenden Stories hin optimiert. Selbst die Dokumentation kommt eher den Erfordernissen der journalistischen Sorgfaltspflicht nach als den Regeln der philologischen Zitierweise (oder von mir aus der soziologischen) … „Der Aufstieg des Mittelfingers“ ist als Übersicht darüber nützlich, was vernünftigerweise über ein klar abgegrenztes, nicht unwichtiges Zeitphänomen innerhalb eines bestimmten soziopolitischen Kontinuums (‚Schland) zuerst beobachtet und dann ohne weitere Mühen gedacht werden kann.
Das Ganze wirkt, als ginge es im Zuge eines ca. „öffentlich-rechtlichen“ Auftrags darum, aufs Neue in der Bevölkerung das Wissen zu verankern, dass da ein Unterschied zwischen freier Meinungsäußerung, Kreditschädigung und Volksverhetzung ist (beziehungsweise andersherum: zwischen kritischer Widerrede, privater Aggression und Zensur). Die Aufhänger sind klar und naheliegend: …